Sie nannten ihn Sissi / „Gefühlt meine zweite Familie“: Steffen Barklage gehört bei SF Aligse zum Inventar

 

Er ist bei den Sportfreunden Aligse nicht mehr wegzudenken: Seit 2006 steht Steffen Barklage bei den Galliern, die damals noch gar nicht so hießen, auf dem Parkett. „Sissi“, so sein Spitzname, für den es unterschiedliche Erklärungen gibt, ist eines der Gesichter der Mannschaft. Er hätte „noch einmal echt Bock auf die 2. Liga“.

Irgendwann waren es einfach zu viele. Steffen Ahlborn, Steffen Kaufer und eben Steffen Barklage. Ein Spitzname musste her. Und weil seine Mitspieler ihn immer damit aufzogen, er würde den Volleyball wie ein Mädchen über das Netz schlagen, war ein Kosename für den Modellathleten schnell gefunden: Sissi. So erzählt es jedenfalls ein Mitspieler. Nur Marc Prinzhorn ist länger bei den Sportfreunden Aligse. Seit 2006 gehört Barklage zum Inventar der Mannschaft. Auf und neben dem Feld.

Der 1,94 Meter große Mittelblocker ist gerade einmal 26 Jahre alt und darf dennoch als Urgestein bezeichnet werden. Er war schon bei den Galliern, als diese noch nicht so hießen. Er ist den Weg mitgegangen, als sie zwischen 2009 und 2017 dem Ende der Fahnenstange eine neue Bedeutung gegeben haben. Barklage gehörte zu den Gesichtern der Mannschaft – und das ist auch heute noch so, drei Jahre nachdem sich die Aligser freiwillig aus der 2. Bundesliga Nord zurückgezogen haben. In einer Saison, die seit dem 24. Oktober unterbrochen ist und in diesem Jahr voraussichtlich auch nicht mehr aufgenommen wird, in der sich die SFA anschicken, wieder an die Tür zum Unterhaus anzuklopfen. Zusammen mit Marten Ahlborn und Marc Prinzhorn ist er das Bindeglied zwischen diesen Zeiten.

„Das Ballgefühl war sofort da“

Dabei hatte Barklage bis 2006 „keinen wirklichen Bezug zum Volleyball“, wie er verrät. Natürlich begleitete der Filius seine Mutter Christa, selbst erfolgreiche Volleyballerin bei der GfL Hannover, oft in die Halle. Aber er spielte eben lieber Fußball und Tennis – bis seine jüngere Schwester Alena ihn mit zum Training nahm. Klaus Schneeberg und Steffen Ahlborn waren damals seine ersten Trainer. „Ich konnte es sofort“, sagt Barklage rückblickend, „das Ballgefühl war sofort da.“ In seinem ersten Jahr fuhr er mit der SFA-Jugend zur deutschen Meisterschaft, Platz 14 sprang dabei heraus. 2008 folgte – in einer Spielgemeinschaft mit dem VfL Westercelle – DM-Bronze. „Die Erfolge haben süchtig gemacht“, sagt Barklage, der nicht zuletzt aufgrund seines Gardemaßes im Mittelblock zum Einsatz kommt.

Drei Jahre lang übte Barklage alle drei Sportarten parallel aus. „Das war für die Schule zu viel“, erzählt der Ahltener. „Jedes Wochenende war voll mit irgendwelchen Spielen, das Training war von Montag bis Freitag durchgetaktet.“ Nicht zuletzt die Eltern Christa und Ludwig Barklage drängten ihren Sohn dazu, sich zu entscheiden – was ihm letztlich leicht fiel.

Am 13. März 2010 – mit einem 3:0 beim USC Braunschweig III sicherten sich die SFA den zweiten Aufstieg in Folge – setzte ihn Harald Thiele zum ersten Mal ein. Fortan war er in der Mitte des Aligser Spiels nicht mehr wegzudenken. 2012/ 2013 legten sie mit Platz drei eine Ehrenrunde in der 3. Liga West ein – die erste Spielzeit, in der Barklage am Ende keinen Aufstieg feiern durfte.

Lasche Einstellung ist seine Sache nicht

„Ich habe mit den Jungs so viel zusammen gemacht, dass sie gefühlt zu meiner zweiten Familie geworden sind“, sagt der Elektroniker beim Staatstheater in Hannover, der noch in diesem Jahr seine Meisterschule abgeschlossen haben will. Die Entscheidung, sich 2017 nach drei Jahren aus der 2. Bundesliga („das erste Jahr war mein erfolgreichstes überhaupt, das war mega beeindruckend“) zurückzuziehen, würde er wieder treffen. „Wir hatten schlicht die finanziellen Mittel nicht mehr, die Auflagen waren zu hoch“, sagt der 26-Jährige.

Eines kann Barklage übrigens überhaupt nicht leiden: eine lasche Einstellung. „Ich will das Spiel zu 100 Prozent gewinnen. Wenn da Leute anfangen, die Köpfe hängen zu lassen, das kann ich halt nicht ab – gerade, wenn man versucht, das Ruder noch herumzureißen.“ Diesbezüglich hat er viel von den Ahlborn-Brüdern oder Jan-Eyk Mach gelernt. „Er hat mir eingetrichtert, genau das Gegenteil von Steffen zu machen, der im Angriff immer nur draufgehauen hat. Jan hat mir andere Lösungen aufgezeigt, mir gesagt, ich solle den Ball auch mal legen.“

Heute, zurück in der 3. Liga, gehört er selbst zu den älteren Spielern, die ihr Wissen an junge Spieler weitergeben. „Steffen ist eine Bereicherung für uns. Mit ihm auf dem Feld hast du ein Problem weniger“, sagt sein Trainer Erik Maul. „Er bringt eine gewisse Professionalität mit. Durchtrainiert ist er ja, wahrscheinlich in jeder Faser seines Körpers. Wenn es im fünften Satz in die Crunch­time geht, ist er immer noch fit.“

„Auf die 2. Liga hätte ich noch mal echt Bock“

Bis zur Zwangspause ging es für die SFA hinauf bis auf Platz drei – in Schlagdistanz zur Tabellenspitze. Das Saisonziel ist klar: der Aufstieg soll es sein. „Auf die 2. Liga hätte ich noch mal echt Bock“, sagt Aligses Mittelblocker. „Gerade mit der Mannschaft, mit vielen neuen und jungen Spielern. Ich persönlich glaube, dass wir das vom Spielerischen her absolut schaffen können.“

Die Sache mit dem Spitznamen hat in Barklages Erinnerung im Übrigen einen ganz anderen Hintergrund: „Ich glaube, das lag eher an der langhaarigen Justin-Bieber-Frisur.“ Spitznamen kann man sich eben nicht aussuchen.

Titelbild: Ein eingespieltes Team bei den Sportfreunden Aligse: Marten Ahlborn spielt den Ball auf Steffen Barklage, dessen Haare mittlerweile nicht mehr so lang sind (eingeklinkt). © Debbie Jayne Kinsey/SF Aligse
Quelle: Veröffentlicht am 23.11.2020 in der Regionalbeilage für Lehrte/Sehnde von HAZ und NP und im Internet auf https://www.sportbuzzer.de/hannover/sportmix, geschrieben von Christoph Hage

 

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