(15.12.2020) Damit war zu rechnen! So hat’s angefangen: Für die Mathematikerinnen Thiele und Algaier ist ihre Sportart eine Konstante

2020-12-17T12:15:55+01:0015. Dezember 2020|Kategorien: Volleyball 1. Damen mit Beitragsbild|Tags: , , |

In unserer Serie „So hat’s angefangen“ erzählen Sportler aus der Region vom Start in ihre Sportart, der sie bis heute noch verbunden sind. Dieses Mal erinnern sich zwei Athletinnen, für die es im Kindesalter bezüglich der Wahl der Disziplin aufgrund ihres Wohnorts praktisch keine Alternative gegeben hat. Denn im Laatzener Doppeldorf Ingeln-Oesselse ist Korbball als Sportart für die meisten Mädchen absolut gesetzt. Fährt man von dort einmal die Bundesstraße 443 entlang in Richtung Nordosten, landet man nach knapp 20 Kilometern in Aligse, zu Lehrte gehörend. In der Volleyball-Hochburg des hannoverschen Umlandes ist es für die Kids keine große Frage, für das Training welcher Sportart sie sich entscheiden. Oder wie der Coach der Frauenmannschaft der ortsansässigen Sportfreunde, Harald Thiele, jüngst sagte: „Aligser Kinder wollen Volleyball spielen.“

Anfangs war der Korb weit oben

„Ich wüsste nicht, welche meiner Freundinnen nicht beim Korbball gewesen ist“, sagt die in Oesselse aufgewachsene Caroline Algaier. Wann genau sie angefangen hat, daran kann sich die 27-Jährige gar nicht mehr erinnern. Aber wohl dem, der gut sortiert ist. „Meine Mama hat noch alte Unterlagen gefunden, da steht was von 1997 drauf“, sagt sie lachend, „und eine andere Sportart gab es für mich ja nie.“

Seinerzeit war für Algaier der 2,50 Meter hohe Korb, in dem das Spielgerät versenkt werden muss, schier unerreichbar. Doch in der kleinen Halle des TSV Ingeln-Oesselse in der Lessingstraße wuchsen die Nachwuchsspielerinnen an ihren Aufgaben. „Korbball ist eine Mischung aus Basketball und Handball“, erklärt Algaier, die bis heute am Ball geblieben ist.

Längst wohnt die Versicherungsmathematikerin mit ihrem Partner – einem Tischtennisspieler – in der Landeshauptstadt. Einen Wechsel der Sportart oder des Klubs hat sie aber selbst dann nie ernsthaft in Erwägung gezogen, als es sie kurzzeitig nach Bielefeld verschlagen hatte. „Ich brauche das einfach total“, schwärmt Algaier. „Früher zum Studium und jetzt zu meiner Arbeit ist Korbball ein optimaler Ausgleich.“

Aktuell gehört sie zur ersten Mannschaft, die – wenn nicht gerade Corona-Unterbrechung herrscht – in der Verbandsliga an den Start geht.

Auch Caroline Aigner – hier bei einer Abwehraktion im Trikot des TSV Ingeln-Oesselse – ist regelmäßig im Dorf unterwegs, in dem sie aufwuchs. Foto: privat

Mit ihrer Trainerin Kerstin Platins und ihren Kolleginnen sei sie über die Jahre fest verwachsen: „Da fällt so mancher Pass mittlerweile blind in die Hand.“

Algaiers persönliche Höhepunkte aus mehr als 20 Jahren TSV? Sicher die beiden Saisons in der Bundesliga Nord. Aber auch ein Ereignis eher zu Beginn. „2005 sind wir in Moordeich Landesmeister in der Altersklasse 12/13 geworden“, berichtet sie. „Beim Endturnier haben wir jedes Spiel gewonnen und sogar unseren Angstgegner aus Stöcken geschlagen.“ Doch das Beste: „Ich habe im Finale gegen den TV Stuhr den entscheidenden Korb zum 5:4 geworfen.“

Aber nicht nur offensiv zeichnet Algaier sich aus. Auch „im Korb“, wie unter den Aktiven die Position der Hüterin genannt wird, ist sie mitunter im Einsatz, um in letzter Instanz gegnerische Treffer zu verhindern. Bei der Position immer schön flexibel bleiben, wenn man sich bei der Sportart schon festgelegt hat.

Fußball, Volleyball oder beides?

„Freitags von 16 bis 18 Uhr, das werde ich vermutlich mein ganzes Leben lang noch wissen“, sagt Inga Thiele und lacht herzlich. Kindervolleyball bei den Sportfreunden Aligse unter Trainer Andreas Ahlborn. „Jeder, der hier Volleyball gelernt hat, ist durch seine Schule gegangen“, sagt Thiele. Die kleine Halle in Aligse sei dann stets rappelvoll gewesen. „Ich fand es total cool, was die da gemacht haben“, sagt sie. Seitdem Inga sieben Jahre alt war, war auch sie mittendrin und nicht mehr nur dabei. Volleyball war ihr von ihrer Mutter Maren, die in der ersten SFA-Mannschaft spielte, auch vorher nicht fremd: „Ich bin immer mit in der Halle gewesen und habe im Geräteraum oder an der Sprossenwand gespielt.“ Auch Ingas älterer Bruder Hannes war Volleyballer. Vater Harald – mittlerweile eine Institution bei den „Galliern“ – schlug seinerzeit noch beim MTV Ilten auf.

Aufs Stichwort Service: Auch im Tennis versuchte sich die heute 22-Jährige als Mädchen, betrieb zudem Leichtathletik beim Lehrter SV und spielte Fußball bei den SFA. Was ihr indes lustigerweise auch den Volleyballeinstieg erleichterte. „Bei meinem ersten Training haben wir zum Aufwärmen Fußball gespielt, und ich habe direkt drei Tore geschossen“, berichtet sie lachend. „Und dann musste ich mich irgendwann entscheiden.“ Die Wahl fiel wenig überraschend auf Volleyball.

Zwischendurch war Thiele auf dem Sprung nach ganz oben und versuchte es im Alter von 14 Jahren im Internat des USC Münster. Doch sie kehrte bald zurück und landete über die Stationen SC Langenhagen und GfL Hannover 2017 wieder bei ihrem Heimatverein, mit dessen erster Mannschaft sie prompt in die 2. Liga aufstieg.

Und nun – aktuell wieder eine Etage tiefer – möchte die Außenangreiferin mit der Nummer 14 (in Anlehnung an Troy Bolton aus dem Film „High School Musical“) noch lange bleiben. „Es sind so viele tolle Menschen hier“, schwärmt Thiele, auch wenn es sie privat bald wohl nach Hannover verschlägt. Mit zwei Kommilitoninnen sucht die Studentin (Mathematik und Sport auf Lehramt) nach einer Bleibe in der Stadt.

Titelbild: Jubel in der 3.Liga West: Inga Thiele (links) geht für den Verein in ihrem Heimatort Aligse auf Punktejagd. Foto: Michael Plümer
Quelle: Regionalbeilage von HAZ und NP am 15.12.2020, von Ole Rottmann

 

Nach oben