Keine Zuschauer, keine Punkte – Gebrauchtes Wochenende für die SF Aligse: Männer unterliegen DJK Delbrück, Frauen in Bremen

Volleyball. Noori Haji Dahar ist meistens nur von hinten zu sehen gewesen. Im ersten Geisterspiel der Vereinsgeschichte hatte der Betreuer der Sportfreunde Aligse eine wichtige Aufgabe. Auf dem Schiedsrichtertisch stand eine Anzeigetafel – und links neben Dahar eine zweite. Weil die SFA aufgrund der angespannten Corona-Lage erstmals auf Zuschauer verzichteten, hatten sie für die Daheimgebliebenen flugs einen Livestream auf die Beine gestellt. Und so drehte Dahar fleißig die Karten mit den Zahlen um, feuerte an, klatschte, ballte die Fäuste, machte zwischendurch Bilder und sprang immer wieder auf, um den Ball zurück aufs Feld zu werfen. Meist schlug Aligses Betreuer allerdings die Hände über dem Kopf zusammen. Denn die SFA-Männer gingen zum zweiten Mal in Folge in der 3. Liga West leer aus, verloren nach dem 0:3 bei den Rhein-Sieg Volleys Much & Buisdorf auch gegen die DJK Delbrück mit 1:3 (25:22, 21:25, 20:25, 21:25).

Maul kritisiert Führungsspieler

Konnte das 0:3 in der Nähe von Bonn noch als Ausrutscher bezeichnet werden, so war die Heimniederlage mehr als verdient. Bereits im ersten Satz lief der Gastgeber vor der Geisterkulisse meist der Musik hinterher. Erst eine Aufschlagserie von Maximilian Ströbl brachte die SFA wieder zurück ins Spiel – aus einem 17:18-Rückstand wurden wenig später 22:18- sowie 24:20-Führungen. Der dritte Satzball saß – viel mehr kam im Anschluss aber nicht mehr. In den folgenden Abschnitten liefen die Aligser ohne Durchschlagskraft und mit einem löchrigen Block stets einem Rückstand hinterher. Lediglich im vierten Satz stemmten sich die Hausherren zumindest ein wenig gegen die drohende Niederlage, waren bis zum 21:22 auf Augenhöhe. Die folgenden drei Punkte und damit das Spiel entschieden die Delbrücker für sich.

Jungs, was ist los? Aligses Trainer Erik Maul ist an der Seitenlinie meist machtlos. Fotos: Michael Plümer

Erik Maul ging anschließend schonungslos mit seiner Mannschaft ins Gericht. „Momentan ist es kein spielerisches, sondern ein mentales Problem“, sagte Aligses Trainer. Offenbar funktioniert der einstige Titelkandidat vor allem als Mannschaft nicht. Maul weiter: „Gerade unsere Führungsspieler haben das schlecht gemanagt. Da kannst du als Trainer draußen nichts machen. Momentan stehen sechs Einzelspieler auf dem Feld. So kannst du in der 3. Liga kein Spiel gewinnen.“

Nun sieht das Tabellenbild so schlecht noch nicht aus – die ersten vier Teams sind mit 16 punktgleich, sie trennt nur der Satzquotient. Klar ist aber auch: „Die Jungs sind in der Bringschuld, mehr noch als es gegen Delbrück der Fall war“, sagte Maul. Am Samstag geht es zum Tabellennachbarn aus Aachen.

Wegweiser im ersten Satz

Tags darauf gingen auch die Frauen der SF Aligse leer aus – nach dem Hin-spiel verlor das Team von Trainer Harald Thiele auch das Wiedersehen beim TV Eiche Horn Bremen mit 0:3 (26:28, 18:25, 21:25).

Thiele wusste hinterher von einem höheren Niveau zu berichten als im ersten Aufeinandertreffen. Das Ergebnis war das gleiche. „Schade, dass die Mann-schaft sich nicht mit dem ersten Satz belohnt hat“, sagte er. „Dann wäre das Spiel vielleicht anders gelaufen.“ Sein Team hatte gut ins Spiel gefunden, entwickelte vor allem über seine Aufschläge viel Druck. „Gerade im weiteren Verlauf der Sätze hat die Qualität nachgelassen“, analysierte Thiele. Zudem hätten die Bremerinnen in der Crunchtime entscheidend gewechselt. Hanna Frackmann, die jüngere Schwester von SFA-Zuspielerin Lea Ahlborn, kam aufs Feld und „hat uns mit einer Aufschlagserie auseinandergenommen“. Die Führung, die die Gäste bis zum 21:16 behauptet und ausgebaut hatten, war in der entscheidenden Phase des Satzes dahin.

Das Selbstvertrauen hielt noch bis zum 5:2 im zweiten Durchgang, dann drehte der TV Eiche Horn das Spiel gänzlich in seine Richtung. Nicht nur die Annahme fiel immer mehr in sich zusammen. In Thiele arbeitete es auch am Tag danach noch immer. „Wir haben nachgelassen und zu viele Eigenfehler gemacht; das gibt mir zu denken.“ Vor den beiden abschließenden Spielen in Bremen und am Samstag in eigener Halle gegen den USC Münster II hatten sich die Aligserinnen vier Punkte vorgenommen – daraus wird nun nichts mehr. „Das waren Lippenbekenntnisse, schön und gut, aber die Mädels haben den Ball oder den Punkt nicht geküsst“, sagte der Trainer. „Der letzte Biss, das völlige Verausgaben hat gefehlt. Die Mädels haben den Stresstest nicht durchgehalten.“ Die beiden 0:3-Niederlagen sind umso bitterer, wenn die Bremerinnen die USC-Reserve nicht noch von Platz drei verdrängen und den SFA in die Abstiegsrunde folgen sollten.

Titelbild: Punktspiel vor leeren Rängen: Aligses Marten Ahlborn (Mitte) bekommt den Ball nicht an Niklas Hinz vorbei.

Quelle: Lokalbeilage von HAZ und NP vom 14.12.2021, von Christoph Hage, Fotos (2) Michael Plümer (Pressefotos)

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