SF Aligse mit Volleyball-Spektakel in Braunschweig – 3:2 Sieg nach 0:2 Rückstand
+++ Lehrte. Spannender als die Begegnung zwischen den SF Aligse und dem USC Braunschweig, den beiden Spitzenmannschaften der Dritten Liga West, kann ein Volleyballspiel wohl kaum sein: Die Sportfreunde zwangen am vergangenen Samstag nach einem 0:2-Rückstand den Gastgeber dank unbändigen Sieges-willens und Selbstvertrauens noch mit 3:2-Sätzen (17:25, 18:25, 25:23, 25:22, 18:16) in die Knie und bleiben mit nun 27 Punkten Tabellenführer.
Nach diesem Erfolg sah es in den ersten beiden Sätzen jedoch nicht aus. Braunschweig setzte von Beginn an die Akzente mit druckvollen Aufschlägen und einem Angriffswirbel, denen die Gallier zunächst wenig entgegenzusetzen hatten. Es gab Probleme in der Ballannahme und im Block, die Angriffe konnten nicht ruhig aufgebaut werden und wenn doch, dann landeten die Schläge nur zu oft im starken gegnerischen Block. Auch auf die gelegten Bälle von Zuspieler Arne Tyedmers waren die USC-Spieler vorbereitet und ließen sich nicht überraschen. So fielen diese beiden Sätze recht deutlich an die Hausherren. Allerdings hatten sich bei den zunächst fast fehlerfrei spielenden Braunschweigern gegen Ende des zweiten Satzes schon einige Eigenfehler eingeschlichen. „Da habe ich gesehen, dass wir sie schlagen können, ich wusste, dass sich das nicht einfach abschütteln lässt“, so Aligses Trainer Roman Feiberg. „Der USC musste anfangen über das eigene Spiel nachzudenken, statt befreit aufspielen zu können. Das hat sich insbesondere bei ihren vielen Aufschlagfehlern ab dem dritten Satz bemerkbar gemacht“.
Sein Team zeigte nun, dass es den Glauben an die eigene Stärke nicht verloren hatte und kämpfte sich zurück in die Partie, was die USC-Spieler merklich überraschte und zusätzlich unter Druck brachte. Libero Thomas Adelmann, der sich selbst und seine Mannschaftskameraden zur Höchstleistung pushte, lieferte eine grandiose Partie und bildete die Basis für das Aligser Angriffsspiel, das seit Mitte des zweiten Satzes von Marc Prinzhorn gelenkt wurde, der für den an diesem Tag glücklos agierenden Tyedmers eingewechselt worden war. So gelang der Satzausgleich. Im Tiebreak wogte das Spiel dann wieder hin und her, mehrfach wechselte die Führung. Beim Seitenwechsel führte Aligse mit 8:7, wurde beim 12:12 vom USC jedoch wieder eingefangen. Dieser erspielte sich anschließend drei Matchbälle, die Aligses Gallier aber abwehrten, um schließlich ihren ersten eigenen Matchball zum 18:16 Satzgewinn und 3:2 Endstand zu verwandeln. Als wertvollster Aligser Spieler wurde hochverdient Libero Adelmann vom Braunschweiger Trainer mit der goldenen MVP-Medaille ausgezeichnet.
Punktsieg auch für die etwa 35 Aligser Fans über das zahlenmäßig überlegene Heimpublikum. Die Gallier-Fans feuerten ihre Mannschaft vom ersten bis zum letzten Ball unermüdlich an und setzten sich akustisch auch gegen den Hallen-DJ durch, der verzweifelt versuchte, sie durch Anfeuerung des USC-Teams mittels Lautsprecheranlage zu übertönen. Coach Feiberg war denn auch begeistert: „Ja, die Fans waren wirklich fantastisch. Das war für mich auch das Highlight, dass wirklich jeder, der für Aligse war, seine Seele rausgeschrien und uns angefeuert hat. Ob der Sieg ohne die Fans möglich gewesen wäre, keine Ahnung.“ Zur Belohnung für sein Team gab es im Anschluss wieder einen von Tessa, seiner Freundin, zum Spiel gebackenen Siegerkuchen. Diesen zierten deutlich die Buchstaben „SFA“, die einzigen SFA, die sich in Braunschweig an diesem Abend „vernaschen“ ließen.
Das einzige in dieser Saison noch ungeschlagene Team in der Dritten Liga West sind nun Aligses Herren, 10 Siege aus 10 Spielen, so lautet die bisher makellose Bilanz. Die unterlegenen Braunschweiger, nun mit drei Punkten weniger als die Aligser auf dem Konto, haben zwar die Chance mit einem Sieg im heutigen Nachholspiel gegen den PTSV Aachen nach Punkten gleichzuziehen, verblieben aufgrund der geringeren Anzahl der Siege jedoch auch weiterhin auf dem zweiten Tabellenplatz. Das Aligser Team wird somit zumindest bis zum nächsten Wochenende Tabellenführer bleiben. Dann steht bereits der letzte Spieltag der Hinrunde an, zu dem die Gallier am 09. Dezember in eigener Halle den Brühler TV erwarten. An diesem Wochenende jedoch sind die Gallier spielfrei, weshalb auch die Trainingsintensität von Aligses Coach in der vergangenen Woche ein wenig gedrosselt wurde „jeder der Ruhe braucht kann sich die Ruhe nehmen“ so Feiberg.
Titelbild: „Vernascht“ wurden die SFA in Braunschweig nur als Buchstaben auf dem Kuchen: Aligses Gallier bejubeln gemeinsam mit einigen ihrer Fans den 3:2-Sieg beim USC. Foto: Jana Röder
Berichtsentwurf vom 29.11.2023 für den Marktspiegel (Ausgabe Lehrte/Sehnde am 02.12.2023) – Text: Christian Rauhut / Foto: Jana Röder
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Feibergs bestes Spiel aller Zeiten – SF Aligse drehen das Gipfeltreffen
Volleyball. Kein Zweifel mehr, Roman Feiberg hat seit seinem Amtsantritt vor einem halben Jahr die SF Aligse bestens kennengelernt. Dass sie etwa immer an sich glaubten, wie der Trainer auch vor dem Topspiel in der 3. Liga West beim USC Braunschweig wieder betonte. Dann passiert es eben, dass sie eine Partie, aus der ein Volleyball-Kurzfilm zu werden drohte, dank ausgezeichneter Moral noch mit 3:2 (17:25, 18:25, 25:23, 25:22, 18:16) gewinnen. Und Tabellenführer bleiben.
Im Grunde konnte das Duell der Weiße-Westen-Träger gar nicht anders enden als mit dem Tiebreak, und da auch nur mit zwei Punkten Differenz. Tatsächlich sah es in der Begegnung mit dem bis dahin ebenso ungeschlagenen USC aber zunächst ganz anders aus. Feibergs Beobachtung, die Braunschweiger hätten anfangs „oberes Niveau 2. Liga“ gespielt, kam auch im Ergebnis zum Ausdruck. Die Gallier verloren die ersten zwei Sätze nicht zufällig, sondern so, als sollte ihnen eine Lektion erteilt werden.
Im dritten Durchgang war der USC beim Stand von 23:23 nur noch zwei Zähler von einem unerwartet klaren Matchgewinn entfernt. Feiberg, dessen Team kurz zuvor noch vier Punkte vorn lag, hatte da indes schon längst das Gefühl, ja die Überzeugung, dass sich das alles drehen lässt. „Wir mussten den USC dazu bringen, über sich selbst nachzudenken und dann die Fehler zu machen, die wir zu Beginn gemacht haben“, sagte er. Das klappte.
Die SFA verkürzten, gingen im vierten Satz beim 14:13 erstmals in Führung und setzten sich ab dem 20:20 entscheidend ab. Die gelungene Aufholjagd war auch ein Verdienst von Libero Thomas Adelmann, der mit seiner starken Ballannahme nicht nur Feiberg tief beeindruckte. Der USC bestätigte später die Topvorstel-lung des Aligsers mit dessen Wahl zum wertvollsten Gäste-Akteur.
Der Tiebreak war schließlich nur etwas für Männer mit starken Nerven. Gleich fünfmal wechselte die Führung, zum Schluss wehrten die SFA sogar drei Braunschweiger Matchbälle ab. Sie selbst verwandelten dann gleich ihren ersten – und machten einen für Feiberg besonderen Abend zu einem perfekten. „Das war das beste Spiel, das ich als Trainer jemals miterlebt habe“, sagte er. dh