Volleyball. Manchmal bricht sich die gesamte Bandbreite der Gefühle innerhalb kürzester Zeit Bahn. So niedergeschlagen die Frauen der SF Aligse nach dem 0:3 (22:25, 15:25, 17:25) gegen den VoR Paderborn waren, so freudetrunken waren die Männer wenige Stunden später nach dem 3:0 (25:20, 25:19, 25:22) gegen die SVG Lüneburg II. So nachdenklich Harald Thiele bei seiner Analyse wirkte, so selbstbewusst richtete Erik Maul eine Kampfansage an die Konkurrenz in der 3. Liga West.
Frauen-Trainer Thiele zog sich nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel zusammen mit Bernd Hoopmann in die Kabine zurück. 90 Minuten dauerte das Gespräch, Christian Franz stieß ebenfalls dazu. Und da saßen sie, hielten Kriegsrat, tranken ein Bier, duschten. Und kamen doch nur ein Stück weit klüger wieder heraus. „Bernd hat zu mir gesagt: Harald, bei den Männern hattest du jahrelang Zeit, etwas aufzubauen. Man muss der Zeit auch Zeit geben, hab Geduld“, erzählte Thiele. Sei das 1:3 zum Auftakt in Hörde noch ernüchternd gewesen, so habe ihm die zweite Pleite innerhalb von sechs Tagen den Atem geraubt. „Deine besten Fähigkeiten bringst du nur durch Lockerheit aufs Feld. Das ist Kopfsache, und diese Lockerheit war nicht da.“
Wie ein kleiner Wurm schlichen sich die Fehler ins SFA-Spiel ein. Umso länger die Partie dauerte, umso schwerer fiel es den Gastgeberinnen zu agieren, statt nur zu reagieren. „Am Ende war es eine Ohnmacht“, sagte Thiele. „Wir gewinnen als Team, und wir verlieren als Team, und wenn ich wir sage, dann zähle ich mich dazu. Vielleicht habe ich zu spät gewechselt, vielleicht haben wir uns zu sehr und zu lange mit dem Hygienekonzept beschäftigt.“
Scheinbar umso selbstbewusster wirkte Männer-Coach Maul nach dem klaren Auftaktsieg. „Wir haben klar gemacht“, sagte Maul, „was wir uns in diesem Jahr vorgenommen haben. Wir wollen am Ende der Saison ganz oben stehen.“ Insofern war das 3:0 gegen eine Mannschaft, die zuvor dreimal in Folge Meister geworden war, ein eindeutiges Statement in Richtung der Konkurrenz. „Wir haben das Spiel gewonnen und nicht Lüneburg es verloren“, sagte Aligses Trainer sichtlich zufrieden. „Die Lüneburger haben nicht ihren besten Tag erwischt, aber sie hatten die gleiche Vorbereitungszeit wie wir.“ Insofern war es für die eingespielten Hausherren sicherlich ein Vorteil, früh in der Saison auf vielleicht noch unsortierte Lüneburger zu treffen.
Vom ersten Ballwechsel an stand die Annahme der Gastgeber, verbunden mit guten Aufschlägen sei dies der Schlüssel zum Erfolg gewesen, sagte Maul: „Wir haben ihren Libero gut beschäftigen können, sodass dieser nur mit seiner Annahme befasst war.“ Auf Aligser Seite strahlte Sommerzugang Maximilian Ströbl auf der Außenannahme viel Ruhe aus und ragte damit neben Kapitän Marten Ahlborn heraus. „Aber im Prinzip haben alle ihre Leistung gebracht“, lobte Maul. „Viele Aspekte haben gut funktioniert, es gab aber auch Kritikpunkte.“ Alles andere wäre auch überraschend gewesen.
Die Aligser Männer reisen am Samstag zum PTSV Aachen, die SFA-Frauen müssen zum VC Osnabrück. Der hat immerhin seinen Auftakt in Münster auch mit 0:3 verloren.