Ein Sieg als Denkzettel – SF Aligse machen es beim 3:2 gegen den TVA Hürth unnötig spannend / Trainer Maul: Sind einfach noch nicht warm mit dieser Saison
Volleyball. Mit einer Leichtigkeit, die man ihm nicht unbedingt zugetraut hätte, sprang er nach dem letzten Ballwechsel über die Bande, ging leicht in die Hocke, ballte beide Fäuste und schrie seine Emotionen in die Welt hinaus. Und Bernd Hoopmann hatte am 3:2 (26:28, 25:21, 20:25, 25:14, 15:8)-Heimsieg gegen den TVA Hürth vielleicht sogar größeren Anteil, als er selbst glaubte. Für die SF Aligse war es zwar der fünfte Erfolg im fünften Spiel der 3. Liga West, er fühlte sich aber dennoch irgendwie wie ein Denkzettel an.
Hinter dem Feld verfolgte der 60-jährige Betreuer Hoopmann die Partie, feuerte mit viel Herzblut an, stimmte immer wieder Gesänge an. Und erledigte quasi zwischendurch noch einen Spezialauftrag von Trainer Erik Maul. Der hatte die Stimmung der rund 200 Zuschauer in den ersten drei Sätzen als verhalten empfunden. Weswegen die Gastgeber plötzlich mit 1:2 hinten gelegen hatten, worunter auch seine Stimme litt. „Die kommt erst morgen wieder“, sagte Maul heiser. „Die Jungs haben es aber auch nicht hinbekommen, die Fans abzuholen.“ Beim Stand von 10:13 im dritten Abschnitt schickte er Hoopmann los.
„Ich habe Berni gesagt, wir brauchen Trommeln. Such dir Leute, die trommeln können. Und es hat auf jeden Fall was gebracht. Man muss halt nicht nur seine Jungs coachen, sondern auch die Zuschauer“, sagte Maul.
Noch nicht im dritten Satz, aber im vierten, den die SFA in einer Deutlichkeit für sich entschieden, die der Trainer von Beginn an erwartet hatte. Und an der sich auch im Tiebreak nichts mehr änderte. Beim Stand von 2:6 hatte sich Hürth schon zweimal bei einer Auszeit besprochen. Was nichts an der folgenden und bereits vorentscheidenden 9:2-Führung der Aligser änderte. Begünstigt durch eine Aufschlagserie von Maximilian Ströbl, der nach 1:57 Stunden auch den ersten Matchball verwandelte. Und Hoopmann sprang mit dicken Schweißperlen auf der Stirn über die Bande.
Und doch fühlte sich der fünfte Sieg im fünften Spiel irgendwie nicht wie ein Sieg an. War das ein Denkzettel? „Ja, das war einer. Ein 3:2 ist schon ein Denkzettel für uns“, sagte Maul. „Wir sind einfach noch nicht warm mit dieser Saison.“ Dabei hatten sie sich ein 3:0 vorgenommen, einen deutlichen Sieg, stattdessen wurde es wider Erwarten spannend. „Wir haben unser Ziel nicht erreicht, das muss man leider so klar sagen“, ging der Trainer nach dem Spiel heiser in die Analyse über. „Wir waren überhaupt nicht auf unserem Level, und Hürth war durch ihre Stimmung vielleicht über seinem.“ Was in erster Linie auf den eigenen Block zutraf. Der habe Maul so gar nicht gefallen. „Wir wurden viel zu oft angeschlagen“, monierte er. „Die Angreifer drüben waren jetzt nicht gerade bombig, aber wir haben trotzdem zu viele Fehler gemacht, nicht gut agiert, haben Sachen, die wir besprochen haben, nicht umsetzen können. Auch im Angriff wurden super viele Fehler gemacht, was ich gar nicht gewohnt bin von den Jungs.“
Und so blieb das einzig Positive: die beiden doch noch erkämpften Zähler. „Es hätte auch sein können, dass wir ohne Punkte aus der Halle gehen. Dass wir es geschafft haben, uns da wieder rauszukämpfen, spricht für uns“, sagte Maul, „aber da wollten wir gar nicht hin“.
-.-.-.-.-.-.-
SFA-Frauen verdienen sich das 3:2
Volleyball. Klar, es hätten auch drei Punkte sein können, sagte Trainer Harald Thiele. Sie hätten aber ebenso auch mit leeren Händen die Rückfahrt antreten können. So feierten die Frauen der SF Aligse mit dem 3:2 (25:15, 25:23, 19:25, 19:25, 15:13) ihren zweiten Sieg in der 3. Liga West in Folge. „Die Mädels haben sich das in den ersten beiden Sätzen und im Tiebreak absolut verdient“, sagte Thiele.
Angeführt von Hanna Viemann, Alena Mehwald und Leonie Rothbarth, die erst auf der Diagonalen und dann im Außenangriff zu überzeugen wusste, drehten die SFA im Entscheidungssatz noch einmal auf. Lagen sie zwischenzeitlich mit 9:12 hinten, glichen sie wenig später dank eines Annahmefehlers der Gastgeberinnen und eines erfolgreichen Blocks aus, gerieten abermals mit 12:13 in Rückstand und nahmen doch noch zwei Punkte mit. „Das Momentum war dann einfach auf unserer Seite. Die Mädels sind nicht in Stress verfallen und haben sich das Quäntchen Glück, das du eben auch brauchst, absolut verdient“, sagte Thiele. ch
Titelfoto: Marc Prinzhorn (Mitte) spielt zu, Steffen Barklage bringt sich in Position – und Bernd Hoopmann (kleines Bild) sorgt für Stimmung. Fotos: Michael Plümer/SF Aligse