Zu lieb kurz vor Weihnachten – 3. Liga West: SFA-Frauen fehlt gegen Münster die Routine / Aligser Männer gehen als Erster in die Pause

Volleyball. Für Harald Thiele ist ein Problem im Spiel der Frauen der SF Aligse augenscheinlich. „Wir sind zu lieb, zu schulmäßig. Man muss aber auch mal dreckig spielen.“ Alleine damit ist die 1:3 (19:25, 22:25, 25:17, 24:26)-Heimniederlage in der 3. Liga West gegen den favorisierten USC Münster II aber nicht zu erklären gewesen.

An der altbekannten hohen Fehlerquote seien die Sportfreundinnen einmal mehr gescheitert. Es gab zwar auch positive Aspekte, wie den Bereich Block-Abwehr oder die Einstellung. „Da sind sie an die Schmerzgrenze gegangen, da sind wir einen Schritt weiter“, sagte der Coach. Doch zu viele eigene Unzulänglichkeiten ließen nichts Zählbares in eigener Halle zu.

In den ersten beiden Sätze seien zu viele Aufschläge verschlagen worden. „Da kann man so gut Abwehr spielen, wie man will, das hilft einem dann auch nicht weiter“, sagte Thiele. Im gewonnenen dritten Durchgang habe seine Mannschaft davon profitiert, dass die Münsteranerinnen die frühere Bundesliga-Spielerin Ines Bathen pausieren ließen. „Das hat man deutlich gemerkt, die Chance haben wir dann wahrgenommen“, sagte der SFA-Trainer. Bathen machte den Unterschied, als sie auf dem Feld stand. „Solche Spielerinnen haben wir nicht“, so Thiele.

Hanna Viemann (oben, gegen die Münsteranerinnen Wiebke Zink und Marlene Möller) gehört zu den besten SFA-Spielerinnen gegen die USC-Reserve.

Mit 15:12 hatten die Aligserinnen im vierten Abschnitt geführt, doch sechs Eigenfehler hintereinander brachten sie wieder ins Hintertreffen. Die Gastgeberinnen kämpften sich noch einmal heran und hatten einen Satzball. Dieser wurde aber vergeben, zwei weitere Eigenfehler besiegelten die Niederlage. „So etwas passiert einer erfahrenen Mannschaft nicht“, sagte der Coach. Die mangelnde Routine in Stresssituationen, speziell in der Crunchtime, mache sich dann einfach bemerkbar.

Einen überraschend starken Eindruck gegen die USC-Reserve hinterließ Annika Hein. „Das war ihr erstes Spiel von Anfang an. Annika hat fast durchgespielt, sie hat eine sehr positive Entwicklung genommen“, sagte Thiele, der zudem Hanna Viemann als Zuspielerin lobte.

Weiter geht es erst am 8. Januar gegen den TV Cloppenburg. „Das ist das Spiel der Spiele und entscheidend für den weiteren Saisonverlauf“, sagte der SFA-Coach. Bekanntermaßen bringt der Weihnachtsmann nur denen Geschenke, die im abgelaufenen Jahr lieb gewesen sind. Daher müssen die Aligserinnen spätestens im Heimspiel am 8. Januar damit anfangen, dafür zu sorgen, dass die Bescherung 2022 weniger opulent ausfällt.

Neun Stunden, die sich lohnen

Etwas mehr in die Spur zurückgekehrt sind die Aligser Männer. Durch den 3:1 (23:25, 25:16, 26:24, 25:19)-Erfolg beim PTSV Aachen sprang die Mannschaft von Trainer Erik Maul sogar an die Tabellenspitze der 3. Liga West zurück.

Diesmal sei die lange Fahrtzeit kein Faktor gewesen. „Ich war zwar erst um 5 Uhr morgens zu Hause, aber endlich haben sich die neun Stunden unterwegs mal gelohnt“, sagte Maul. Jahrelang hatten die Aligser in Aachen Niederlagen kassiert, die weniger spielerisch, sondern eher durch die strapaziöse Anreise zu erklären waren. Es sei daher schon etwas überraschend gewesen, dass sein Team unweit der Grenze zu den Niederlanden und Belgien so gut aufspielte. Im verlorenen ersten Durchgang sei eine Fehlentscheidung gegen Ende des Abschnitts ausschlaggebend gewesen. „Nach dem Satzverlust war die Stimmung aber gut, weil wir gemerkt haben: Hier geht was“, sagte der Trainer.

Und es ging was in den nächsten drei Durchgängen. Das Block-Abwehr-Verhalten sei viel besser als in den zurückliegenden Partien gewesen, dazu zeigten sich die SFA bei den Aufschlägen stärker. „Der Matchplan wurde gut umgesetzt“, sagte Maul. Steffen Bauerochse habe mit seiner Leistung etwas aus dem starken Kollektiv herausgeragt.

Doch obwohl der Auftritt in Aachen besser als in den Wochen zuvor war, sei die Winterpause für die SF Aligse jetzt „dringend notwendig. Wir sammeln uns da für das neue Jahr“, so der Coach. Es werden noch Gespräche geführt, da längst nicht alles aufgearbeitet und analysiert sei. Dass seine Mannschaft als Tabellenführer in die Weihnachtspause gehe, bezeichnet Maul als den „fast besten Abschluss“. Der Trainer relativiert aber sofort, indem er anmerkt, dass die DJK Delbrück punktgleich ist. Zufriedenheit ist was anderes – das merkt man den Worten des Verantwortlichen an. Doch der Spruch „neues Jahr, neues Glück“ kommt ja nicht von ungefähr.

Titelfoto: Die Körpersprache der Aligserinnen zeigt deutlich, dass auch dieser Punkt an die USC-Reserve geht. Fotos: Michael Plümer

Quelle: Lokalbeilage von HAZ und NP vom 20.12.2021, von David Lidón, Fotos (2): Michael Plümer  (Pressefotos)
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