Den Sportfreunden fehlt der Vorstand

2018-02-02T14:53:46+01:0006. Februar 2017|Kategorien: Verein|

Aligse. Genau 812 Mitglieder zwischen zwölf Monaten und 90 Jahren zählen die Sportfreunde. „Das ist eine große Zahl bei etwa 1700 Einwohnern im Ort“, sagt Marten Ahlborn und spricht deshalb vom Dorfverein. Aber: Dass fast jeder zweite Aligser dem SFA angehört, hilft in der akuten Suche nach Verantwortlichen nicht. Denn seit mehreren Monaten spricht Ahlborn mit jedem jener Mitglieder, die ein Amt im Verein übernehmen könnten.

Er gehört dem geschäftsführenden Vorstand als Kassenwart an, nachdem er sich zuvor als Jugendwart engagiert hatte – aus Verantwortung, weil sich schon bei der letzten Wahl im Jahr 2015 niemand als Kassenwart fand. „Ich habe aber keinerlei Erfahrung in der Buchhaltung, deshalb hat mich der Vorsitzende Otto Grethe immer unterstützt“, begründet Ahlborn. Nun aber ziehe sich Grethe zurück, deshalb wolle auch er seine Arbeit beenden, um sich an anderer Stelle oder als zweiter Kassenwart zu engagieren.

Mit dem Rückzug des Führungsduos bleibt mit Steffen Ahlborn, dem Bruder von Marten Ahlborn, nur noch der stellvertretende Vorsitzende übrig: „Die Satzung sieht aber vor, dass der Verein unter die Zwangsverwaltung des Amtsgerichts kommt, wenn zwei Drittel des geschäftsführenden Vorstand nicht besetzt sind“, sagt der Noch-Kassenwart. Um diese Situation zu vermeiden, hat er mehr als 50 Gespräche geführt, gut 200 Flyer an Mitglieder verteilt, beim Jahresauftakt in der Halle mit Lautsprecher-Durchsagen, dem Beamer und Aushängen um Ehrenamtliche geworben. Fast vergeblich. Denn die Not hat mit Thorsten Becker der ehemalige SFA-Chef erkannt, der sich um die Mitgliederverwaltung kümmern würde.

„Das ist mehr als frustrierend“, sagt Ahlborn ernüchtert. Ihn ärgert besonders, dass die Befragten noch nicht einmal über das Ehrenamt nachdenken würden: „Sie hören nicht zu, sondern lassen mich wie einen Versicherungsvertreter vor der Tür stehen“, beschreibt er seinen Eindruck. Er habe von Anfang an nicht damit gerechnet, dass die Freiwilligen ihm die Tür einrennen würden: „Aber ich hatte gedacht, dass das Interesse an einem solch familiären Verein größer ist.“

Die Zeit läuft jetzt gegen die Sportfreunde: Denn neben dem Posten als Vorsitzender und Kassenwart müssen die Sportfreunde auch noch einen weiteren Schriftführer und einen neuen Jugendwart finden und Freiwillige, die einige Spartenleitungen übernehmen. Für die Fußballer habe der Verein mit Stefan Hinterthür und Susanne von Roy zwei Mitglieder für den Spartenvorstand gefunden, für Turnen mit Angelika Kratzer-Wiechmann nach einer Vakanz wenigstens eine von zwei Leitung, und beim Volleyball stehen weiterhin Marc Prinzhorn und Christian Rauhut zu Verfügung.

Ohne Führung steht künftig die Sparten Tennis da, denn der bisherige Spartenleiter Wolfgang Schlewing hört nach jahrelangem Engagement auf – und mit ihm sein Stellvertreter. „Es gibt niemanden, der sich bislang als Nachfolger gemeldet hat“, sagt Ahlborn.

Hält diese Situation bis zur Mitgliederversammlung am 24. Februar an, dann muss der jetzige Vorstand für vier Wochen später eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Findet sich auch dann kein neuer Vorstand, muss das Amtsgericht eingreifen: „Das kostet den Verein zum einen viel Geld, zum anderen können wir nicht mehr selbstständig entscheiden“, sagt Ahlborn.

Eine Alternative gebe es kaum: „Wir könnten höchstens die Mitgliederverwaltung und Buchhaltung extern vergeben, aber das kostet etwa 20.000 Euro im Jahr.“ Das würde in jedem Fall höhere Vereinsbeiträge bedeuten, aber: „Auch das müssen die Mitglieder dann entscheiden und tragen.“

Noch hofft Ahlborn, dass sich Ehrenamtliche finden. Er ist per E-Mail m.ahlborn@sf-aligse.de zu erreichen.

Der Kommentar :

Sport funktioniert nur im Team – aber eben nicht in einem jener Teams, bei dem es heißt: Toll, ein anderer macht’s. Oft genug wird dieser Spruch flapsig gesagt. Die wahre Dimension indes können nur Ehrenamtliche wie Marten Ahlborn erkennen, die lange genug „die anderen“ waren und sich für einen Verein und dessen Mitglieder einsetzen. Sie entwickeln jene Gemeinschaft, die ganze Ortschaften prägen und auf die die Einwohner sehr stolz sind. Der Kreis der Freiwilligen reduziert sich seit Jahren, nicht nur in Aligse. Diese Konzentration führt bei den wenigen zu einer Mehrbelastung, weil die berühmten Schultern fehlen, auf denen sich das Ehrenamt verteilen lässt. Den Kreislauf zu durchbrechen – das haben die Aligser nun (noch) in der Hand.

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