Aligser Männer erwarten Bremen 1860 / Frauen kehren im Emsland ein
aus Anzeiger für Lehrte & Sehnde vom 09.12.2017, von Ole Rottmann
Eine nicht alltägliche Trainingseinheit haben die Männer der SF Aligse absolviert. Bevor heute um 20 Uhr Bremen 1860 zum Drittligaspiel in Lehrte vorbeischaut, betätigten sich die Gallier in einer fast dreistündigen Einheit im Rollstuhlrugby bei den Hannover Neckbreakers, wie sich die entsprechende Sparte des VfL Grasdorf etwas martialisch nennt.
SFA-Co-Trainer Christian Franz hatte das Treffen angeleiert, da er als Medizinprodukteberater in einem Sanitätshaus Kontakt zu Thomas Stieb, dem Trainer des Teams, pflegt. „Das war eine interessante Erfahrung“, sagt Franz. „Auch, um mal zu sehen, wie gut es uns geht.“ Beim Umsteigen in die Sportrollstühle hätten seine Spieler manchem Grasdorfer helfen müssen, da diese als Tetraplegiker (Menschen mit gleichzeitiger Einschränkung aller vier Gliedmaßen) dazu teilweise nicht eigenständig in der Lage seien. Dann begegneten sich in gemischten Teams Sportfreunde und Nackenbrecher – „auf Augenhöhe“, wie Franz sagt.
Mehr noch, die Volleyballer stießen schnell an ihre Grenzen. „Thomas hat uns ganz schön alt aussehen lassen und ist durch uns durchgekurvt“, sagt Franz lachend und hat eine ganz andere Beanspruchung ausgemacht. Den kompletten Körper nur mit den Armen zu bewegen, ist schließlich für die meisten nicht eben alltäglich. Doch auch Schnittmengen von Rollstuhlrugby und Volleyball gibt es. „Die spielen auch mit einem Volleyball“, erklärt Franz. Und man müsse in beiden Sportarten immer an selbigem bleiben, „darf nie abschalten“.
So soll es auch gegen die Hansestädter sein. „Nichts ist selbstverständlich“, sagt er – auch ein Sieg gegen das Kellerkind nicht. Die Grasdorfer Trainingspartner werden sich selbst ein Bild machen – als geladene Gäste in der Halle an der Schlesischen Straße.
Auch den Aligser Frauen ist die Abwesenheit der Männer zugutegekommen. „So hatten wir mal Platz und konnten auf dem Langfeld spielen“, sagt Coach Matthias Raschke. Das habe zwar gleiche Abmessungen wie das normale Spielfeld, „aber die Optik speziell beim Aufschlag ist eine ganz andere“, verrät er. „Da kommt nicht nach drei Metern gleich eine Wand.“
Raschkes Spielerinnen trainierten also unter wettkampfähnlichen Bedingungen vor der morgigen Partie beim Schlusslicht SV Wietmarschen. Doch bevor die Aligserinnen die Halle in der Kolpingstraße versuchen zu entern (16 Uhr), macht der Tross einen kleinen Zwischenstopp bei Familie Onnen in Emlichheim. Die beiden Orte in der Grafschaft Bentheim liegen gerade einmal 30 Kilometer auseinander. Die Eltern von Zuspielerin Lena hätten das komplette Team vor dem Spiel zum Mittagessen eingeladen, berichtet Raschke vom „gemeinsamen Start in den Tag, um die Emsländer Luft schon mal zu schnuppern“.
Ehepaar Onnen wird eine lange Tafel aufstellen müssen, um die komplette Mannschaft zu verpflegen. Was gibt es denn eigentlich? „Die wissen schon, wie man sich sportlergerecht ernährt“, sagt Raschke schmunzelnd. Grünkohl mit Pinkel könne er vor dem Spiel nur bedingt empfehlen. Vor allem Maxima Schröder sollte sich ordentlich stärken – sie wird von ihrem Trainer eine abermalige Bewährungschance von Beginn an erhalten.